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Comic-Besprechung - Jenseits
Geschichten:Text: Fabien Vehlmann
Zeichnungen: Kerascoët (das sind Marie Pommepuy und Sébastien Cosset)
Story:
Ein kleines Mädchen liegt tot in einem Waldstück. Aus ihren Ohren, ihre Nase, ihrem Mund und ihren Augen kommen alle ihre personifizierten Sehnsüchte, Charaktere, Wünsche und Eigenschaften zum Vorschein. Es sind alles Kinder. Die zurückgezogen Schüchterne, das Biest, die Intelligente, eine Prinzessin, eine Gruppe von Quatschmachern. Sie alle, alles diese kindlichen Typen entwickeln ein Eigenleben, bilden Koalitionen, Freundschaften und Feindschaften. Sie führen ein Leben in einer Welt, die eigentlich den Insekten gehört.
Meinung:
„Jenseits“ ist eines der härtesten und gleichzeitig absurdesten Comics, die mir in den letzten Monaten untergekommen ist. Es ist brutal und voller Gänsehautmomenten und das liegt daran, dass die Welt in „Jenseits“ aus Kinderaugen erklärt wird: Kinder die sich zu Kannibalen entwickeln, die in dunklen Höhlen leben und Maden essen, die die Größe einen Laibes Brot haben, Kinder die von Ameisen in ihren Bau verschleppt und die von Wespen angegriffen werden. Kinder die andere Kinder lebendig begraben und nur zum Spaß Marienkäfer die Beine ausreißen – und bei allem liegt ein heiterer Ton in der Luft. Alles wird leicht und voller Freude erzählt und wirkt darum umso schrecklicher.
Keines der kindlichen Charakterwesen kann die eigentliche Gefahr abschätzen, in der sie alle permanent schweben, noch kann es die Folgen seines eigenen Handelns erkennen. In dieser kindlichen Sichtweise, beispielsweise dem grausamen Tod eines Spielkameraden zu zusehen, kurz innezuhalten und dann die anderen Umstehenden mit einem Lachen zu fragen „Spielen wir nun verstecken“, liegt dermaßen viel Brutalität, wie sie nur in Kinderköpfen vorkommen kann.
Erdacht hat sich die Geschichte Fabien Vehlmann, der den meisten als „Spirou und Fantasio“-Autor bekannt sein dürfte. Aber Vehlmann hat noch eine andere, eine düstere Seite, die er in „Jenseits“ voll ausleben darf. Wer seine Geschichte kennt, die unter dem Titel „Green Manor“ veröffentlicht wurden, wundert sich nicht.
In Szene gesetzt wurde Vehlmanns Geschichte von dem französischen Künstlerduo Marie Pommepuy und Sébastien Cosset – besser bekannt unter ihrem Pseudonym Kerascoët. Die beiden Künstler haben an der École Estienne Kunst studiert und sind seit 2002 in der Comicbranche tätig. Im deutschsprachigen Raum sind sie vor allem durch ihre Serie „Fräulein rühr mich nicht an“ (Text von Hubert) sowie durch ihre gemeinsamen Arbeiten mit Joann Sfar und Lewis Trondheim.
Es ist einleuchtend, dass die Zeichnungen bei einem Band, der sich im Wesentlichen größenmäßig in der Welt der Insekten abspielt, besonderen Anforderungen genügen müssen. Und tatsächlich hat man schon nach wenigen Seiten das Gefühl, dass es überall zwickt und krabbelt, raschelt und summt. Das alles in einer modrigen Welt voller Verwesungsgeruch.
Fazit:
Kerascoët und Vehlmann haben uns ein Juwel geschenkt. Der bereits 2009 in Frankreich veröffentlichte Band „Jenseits“, der im Oktober 2009 bereits als Paperback bei Reprodukt erschien, gehört zu den Comicalben, die immer wieder in die Hand genommen werden müssen, um einzelne Szenen noch einmal zu lesen. Atmosphärisch dicht und mit einer guten Geschichte wurde es Zeit, dass dieser Band endlich wieder auf deutsch zu haben ist.
Jenseits
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Reprodukt
Preis:
€ 20
ISBN 13:
978-3-95640-082-7
96 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Gänsehautfeeling
- Geschichte zwischen brutal und naiv
- Überraschende Wendungen
- Atmosphärisch dicht
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 08.07.2016 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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