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Comic-Besprechung - Irgendwo zu Hause

Geschichten:
Irgendwo zu Hause
Autor / Zeichner / Colorist: Fumio Obata


Story:
Yumiko ist gebürtige Japanerin, lebt aber schon seit längerem in London. Japan erscheint ihr weit weg. Als sie eines Tages die Nachricht erhält, das ihr Vater gestorben sei, macht sie sich auf den Weg nach Hause, um an der Beerdigung teilzunehmen. Und muss erkennen, dass ihr ihre Heimat fremd geworden ist.


Meinung:
Irgendwo zu Hause hat sicher auch irgendwo ein Thema. Nur ist das schwer zu entdecken. Da hätte man von einer Graphic Novel aus dem Hause Carlsen etwas vielschichtigeres erwartet. Jedenfalls wenn man das vorherige Programm so betrachtet.

Doch worum geht es? Eine junge Japanerin lebt und arbeitet in London, wo sie einen Freundeskreis und einen Verlobten hat. Man kann also sagen, dass sie integriert ist. Als sie eines Tages erfährt, dass ihr Vater gestorben ist, reist sie zurück nach Japan, um an der Beerdigung teilzunehmen. Das war es eigentlich auch schon mit der Story, die somit dünn ist wie ein Origami. Und was hätte man damit doch alles anstellen können. Zum einen denkt man, auch anhand des Titels, an das Thema eines culture clash, das Hängen zwischen zweier Kulturen, welche die Identität der Hauptfigur gefährdet oder zumindest in einem Spannungsverhältnis schweben lässt. Das kommt durchaus vor, lässt aber die Dramatik vermissen. So gibt es keine Kritik an Japan und seinen Traditionen und auch die  Gegenüberstellung vom westlichen und östlichen Leben fällt aus.

Was nicht unbedingt enttäuschend ist, aber wegen des versöhnlichen Endes besonders mutlos erscheint. Zentrales Symbol ist hier das japanische Theater, in dem das Ich aufgelöst wird und alles Gesten und Rituale sind und diese Reduzierung auf das Elementare, ungehindert durch Subjektivität, die Geschichte erzählt. Immer wieder kommen hier ein Schauspieler und dessen Bühne vor und aufgrund der aufdringlichen Symbolik muss hier das Thema liegen.

Es geht also wohl darum, dass die Traditionen die individuelle Entfaltung verhindern und alles in Codes und Ritualen erstickt, bei denen das „Ich“ nur hinderlich ist. Da wird eine Parallele zu Japans Gesellschaft gezogen. Deutlich wird das bei der Gleichsetzung des Theaters und der Beerdigung, bei denen die individuellen und offen gezeigten Gefühle als störend gelten und alles auf den reibungslosen Ablauf hin ausgerichtet ist. Also: die Rituale und deren Zelebrierung sind wichtiger als das Ich und wie man sich fühlt. Trauer kann so nicht freigelassen werden.

Aber das allein ergibt keine Dramatik. Sie wäre entstanden wenn das Pendeln zwischen den Kulturen zu einem Konflikt und zu starken Gegensätzen geführt hätte. Doch das kommt nicht vor. Stattdessen wird das Thema der eigenen Entfaltung gegen alle Widerstände auch ad absurdum geführt, da keine gesellschaftliche Aussage getroffen wird, man allein auf der individuellen Ebene bleibt und hier zwei Hauptfiguren vorkommen, die diese Entfaltung schön längst vollzogen haben und bei der männlichen Hauptfigur des Vaters dabei sogar auf Wohlwollen gestoßen sind. Von Konflikt also keine Spur. Und das der Verstorbene gerne auf Berge stieg, ist seine Art der Entfaltung gewesen, das Flüchten aus der Rigidität und das Gefühl der Freiheit.

Man sucht also nach der Dramatik und nach der Story und da ist das versöhnliche Ende doch recht ärgerlich ausgefallen und widerspricht allem vorhergehenden, indem behauptet wird, dass Änderungen nicht willkommen sind. Vor allem wenn man das liest, wie die Heldin wieder nach London reist, ist das ein Paradox. Irgendwo gibt es einen guten Comic über diese Thematik. Aber nicht hier.


Fazit:
Enttäuschend. Das Thema ist weder neu, noch sonderlich deutlich und besonders das versöhnliche Ende spricht dem meisten Geschehen Hohn. Kann man sich sparen.

Irgendwo zu Hause - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Irgendwo zu Hause

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 19,99

ISBN 10:
3551728194

ISBN 13:
978-3551728197

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Herausstellung der Bedeutung von Ritualen in der japanischen Gesellschaft
Negativ aufgefallen
  • versöhnliches Ende
  • keine Dramatik
  • Thema wird nicht konsequent verfolgt
  • viel dramaturgischer Leerlauf
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 28.10.2016
Kategorie: Alben
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