In der Datenbank befinden sich derzeit 18.623 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Privatdetektiv Raffington Event
Geschichten:Text: Andreas
Zeichnungen: Andreas
Story:
Ein verlassener Jahrmarkt in der Nacht. Ein kleiner dicklicher Mann, der mit seiner viel zu großen Brille, seinem Trenchcoat und den ordentlich zurück gekämmten Haaren einen spießbürgerlichen Eindruck macht, steht vor einer Attraktion, die als die „Magischen Spiegel des Doktor X“ angekündigt wird. Mit diesem Einstiegspanel beginnt die vierte Episode um den Privatdetektiv Raffington Event. Zehn seiner Fälle versammelt der neue Band, mit einer an Poe und Lovecraft erinnernden Atmosphäre.
Meinung:
Erfunden hat den 1989 bei Lombard veröffentlichte Comic der deutsche Ausnahmekünstler Andreas. Im Februar erscheint beim Verlag Schreiber und Leser eine schöne Neuausgabe der Kriminalfälle um den Detektiv, die in Deutschland bereits 1992 in der Reihe „Carlsen Lux“ erschienen war.
Mit Raffington Event schuf der Künstler einen Privatdetektiv, der sich nicht mit Aufträgen abgibt, mit denen seinen ermittelnden Kollegen gewöhnlich ihren Lebensunterhalt verdienen. Seine Spezialitäten sind Geheimnisvolles und Okkultes, Unerklärliches zwischen Himmel und Erde, die Abgründe in den Seelen der Klienten. Events Fälle sind irgendwo zwischen Poe und Lovecraft angesiedelt. Nachdem zunächst Anfang 2014 die Gesamtausgabe von „Cromwell Stone“ und 2015 die Gesamtausgabe von „Rork“ erschienen war, veröffentlicht der Hamburger Verlag seit 2016 die auf sieben Bände angelegte Gesamtausgabe der Serie „Capricorn“, von der bisher vier Bücher vorliegen. So erscheint im Hamburger Verlag im Laufe der Zeit das komplette Werk des Comicschaffenden.
Mehr aber noch als in seinen Szenarien, spiegelt sich das ganze Können von Andreas in dem Artwork wieder, denn der deutsche Comic-Künstler Andreas passt in keine Schublade. Sein Artwork spiegelt seine künstlerischen „Vorbilder“ wider: eine Mischung, irgendwo zwischen André Franquin und Bernie Wrightson. Seine Zeichnungen haben eine Klarheit, eine Detailverliebtheit und eine Brillanz, die an den Belgier erinnern. Dabei wählt er Perspektiven und eine Seitenarchitektur, die an Wrightson erinnert. Eines seiner immer wieder pointiert eingesetzten Stilmittel, sind „Kamerafahrten“, die vom großen ins kleine Detail führen – oder umgekehrt. Andreas zieht so den Leser in die Ereignisse rein, er fällt in die entsprechenden Panels. Ebenfalls arbeitet der deutsche Künstler gerne mit Schatteneffekten. Räume, die nur von einer einzelnen Lichtquelle erhellt werden und tiefe Schatten auf Personen und Gegenständen werfen, erzeugen genau die Stimmung, die Andreas in seinen Geschichten vermitteln will.
Dazu kommt, dass er zu den Zeichnern gehört, die immer wieder mit der Seitenarchitektur experimentieren. Hohe, schmale Panels, die scheinbar die handelnden Personen einengen, sind eines seiner Merkmale. Dabei sieht der Betrachter natürlich nie die ganze Szenerie, sondern immer nur einen kleinen Ausschnitt. Andreas passt seine Zeichnungen nicht dem Format der Alben an, sondern er treibt die Geschichte in seinen Bildern voran, wie er es für richtig hält. Mitunter erinnert seine Seitenaufteilung und sein Storytelling an die Arbeit von Windsor McCay, so beispielsweise in der Eröffnungsgeschichte „Jim“ bei „Privatdetektiv Raffington Event“. In der siebenseitigen Geschichte, wird in etwas mehr als 70 Panels eine traumverschlugene, wortlose Geschichte erzählt, die den Betrachter mindestens genauso grübelnd zurücklässt, wie es die Welten des Little Nemos tun.
Seine Seitenarchitektur führt dazu, dass sich Panels überlagern. Beim flüchtigen Durchblättern kann der Leser den Eindruck erhalten, dass seine Seiten zufällig zusammengewürfelt sind. Beim Eintauchen in die Geschichte wird aber schnell klar, dass das nicht so ist. Jedes Panel ist genau da, wo es hingehört. Sicherlich ist Andreas Erzählweise nicht immer einfach zu folgen. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis er in seiner Heimat dem ihn gebührenden Erfolg verzeichnen kann. Im franko-belgischen Raum ist der Leser uns in der Dechiffrierung der Neunten Kunst eben ein paar Jahrzehnte voraus. Aber genau darin liegt auch der große Reiz von Andreas Werk: Nie weiß der Betrachter, was ihm beim Umblättern auf der nächsten Doppelseite erwartet.
Fazit:
„Privatdetektiv Raffington Event“ ist ein typisches Andreas: Skurrile Geschichten, extravagante und faszinierende Zeichnungen. Da es sich bei dem Band um Kurzgeschichten und nicht um eine Serie handelt, sei er neben seinen Fans, vor allem gerade Neueinsteigern bei Andreas ans Herz gelegt.
Privatdetektiv Raffington Event
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 16,95
ISBN 13:
978-3-946337-41-6
56 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- grandiose Seitenarchitektur
- auch gut geeignet für Andreas-Neuentdecker
- skurrile Geschichten
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(1 Stimme) | ||
|
|
|||||||
Rezension vom: | 28.02.2018 | ||||||
Kategorie: | Rezensionen | ||||||
|
|||||||
Leseprobe | |||||||
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier... | |||||||
Das sagen unsere Leser | |||||||
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser. |
?>