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Comic-Besprechung - Die Akte Kennedy 1: Ich werde Präsident

Geschichten:

Die Akte Kennedy 1: Ich werde Präsident
Autor: Mick Peet, Zeichner / Colorist: Erik Varekamp



Story:

Der Millionär Joseph P. Kennedy hegt große Ambitionen. Er will unbedingt Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Was neu wäre, da er der erste katholische Päsident wäre und dann noch irischer Abstammung. So sieht er es als ein Sprungbrett für seinen Plan, als er von Roosevelt als Botschafter nach London geschickt wird. Um Meriten zu erwerben, unterstützt er die Politik des britischen Premiers Chamberlain den deutschen Reichskanzler Adolf Hitler durch weitgehende Zugeständisse zu beschwichtigen. Doch nicht nur die geschichtlichen Ereignisse des Jahres 1938 drohen Kennedy zu überrollen, sondern auch sein Ego.



Meinung:

Die Kennedys sind schon längst zu einem Mythos geworden. Selbst wenn heutzutage nur noch wenig von der Familie zu lesen ist, zumindest hierzulande,  so bieten sie doch Stoff genug, um in unterschiedlichen Medien von deren Schicksalen erzählt zu werden. John F. Kennedy überstrahlt natürlich alle, aber andere Familienmitglieder sind nicht weniger faszinierend. Im Guten wie im Schlechten. So wird man natürlich sehr neugierig, wenn sich eine neue Comicserie mit dem Namen Die Akte Kennedy eben daran macht, die Familie und deren Mitglieder zu betrachten.
Den Anfang macht der Patriarch Joseph Kennedy, also der Vater von John F. und Robert.

Zunächst überrascht der zeichnerische Stil.  Dieser ist in der Tradition der ligne claiire gehalten was etwas überrascht, denn das historische Setting hätte auch einen realistischeren Stil gut vertragen. Dementsprechend glatt und reduziert sind die Zeichnungen ausgefallen. Aber die große Kunst besteht darin, das wirklich jede Person ihren Wiedererkennungswert hat was insofern beachtlich ist da die Anzahl des Personals enorm ist. Die historisch real existiert habenden Personen sind gut getroffen. Wahrscheinlich weil man sich auf die prägnantesten Merkmale bezog und der reduzierte Stil einen leicht cartoonartigen Charakter besitzt, was dazu passt da man hier teilweise einige historische Begebenheiten satirisch überspitzen wollte. Einzig John F. kann man manchmal nur schwer von seinem älteren Bruder unterscheiden, so dass man manchmal etwas verwirrt ist. Auch in den wenigen actionreicheren Szenen machen sich Schwächen bemerkbar, aber das Setting ist gelungen und vor allem die Gestaltung der Personen ist, wie gesagt, beachtlich.

Leider kann da das Skript nicht mithalten. Es will auch schlicht zu viel. Man will einen Blick hinter den Mythos wagen, ein Charakterportrait entwerfen,  eine Geschichtsstunde geben und in der Überspitzung mancher Szenen auch noch satirisch sein. Leider nimmt man sich nie wirklich Zeit. Man jagt von einem Moment zum anderen und wesentliche Elemente zu dem Charakter Joseph Kennedys und vor allem seiner Frau und ihrer Kinder werden in einigen wenigen Panels abgehandelt. Das betrifft auch wesentliche historische Momente. Was umso schwerer wiegt. Denn Joseph Kennedy war ausgerechnet Ende der 1930er Jahre der amerikanische Botschafter in London und ein großer Verfechter der Appeasement-Politik des britischen Premiers Chamberlain. Sowohl Chamberlain als auch Kennedy unterschätzten Hitler gewaltig und Kennedy fiel auch durch eine ideologische Nähe zu den Nazis auf. Er war Antisemit und einigen Idealen des Faschismus nicht abgeneigt.

Das wird alles angerissen und der Blick auf Joseph Kennedy ist mehr als kritisch und manchmal kann man ihn in seiner selbstgefälligen Arroganz kaum ertragen. Aber sowohl der Umfang als auch die Form des Comics reichen für die Fülle des Stoffes nicht aus. Im ausführlichen Nachwort werden manche Zusammenhänge deutlicher als im Comic selber. Und wer sich für Geschichte interessiert, hat es hier bei der Lektüre deutlich leichter. Es gibt einige interessante Szenen, aber gerade zu dem Werdegang von Kennedy hätte man gerne etwas mehr erfahren. So wird zwar mehrfach darauf hingewiesen das er seine offizielle Position zum Spirituosenhandel nutzt, aber das er während der Prohibition als Schmuggler angefangen hat, wird hier nicht deutlich. Auch einige Anspielungen auf spätere Schicksale von Familienmitgliedern drohen unterzugehen. Wer sich in Geschichte auskennt, bekommt kaum Mehrwert. Wer sich nicht auskennt, bekommt kaum nutzbare Informationen.

Joe Kennedy als deutlichen Unsympath der mit seinen politischen Einschätzungen vollkommen daneben lag und sein Scheitern wäre als Fokus spannend gewesen, aber leider ähneln sich der Protagonist und das Comic insofern weil sie an ihren eigenen Ambitionen nicht heranreichen.



Fazit:

Beeindruckend wie der reduzierte Stil der ligne claire das umfangreiche historische Personal mit Wiedererkennungswert darbietet. Auch die Atmosphäre ist gelungen. Leider will das Skript zu viel und so kommt vieles zu kurz. Eine Konzentration auf prägnante Situationen wäre wohl angemessener gewesen.



Die Akte Kennedy 1: Ich werde Präsident - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Akte Kennedy 1: Ich werde Präsident

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 24,00

ISBN 10:
3551711275

ISBN 13:
978-3551711274

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Wiedererkennung der Figuren
  • prägnante Geschichtsstunde
  • ein Blick hinter den Mythos
Negativ aufgefallen
  • das Skript will zu viel
  • Satire verpufft
  • wichtige Episoden zu schnell abgehandelt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 25.02.2023
Kategorie: Alben
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