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Comic-Besprechung - Herbst an der Bucht der Somme
Geschichten:Herbst an der Bucht der Somme
Autor: Philippe Pelaez
Zeichner: Alexis Chabert
Übersetzer: Tanja Krämling
Story:
Inspektor Broyan von der Pariser Polizei soll im Jahr 1896 den Mord an einem Industriellen aufklären, der ca. 150 km nördlich von Paris an der Küste des Ärmelkanals an der Bucht der Somme in einem Segelboot aufgefunden wurde. Während der Tote offiziell als Wohltäter galt, verdichten sich alsbald die Hinweise darauf, dass diese Außendarstellung lediglich eine Fassade darstellte — wodurch sich immer mehr mögliche Motive und mögliche Täter auftun. Und da alle irgendetwas zu verbergen haben, beginnt für den Inspektor ein Puzzlespiel vor dem Hintergrund der Belle Epoche und den Künstlerkreisen von Paris, doch seine Suche führt ihn auch von den Salons der Haute Volée über die Straßencafés und Hurenhäuser bis zu den Slums um Montmartre.
Meinung:
Philippe Pelaez präsentiert uns hier einen Krimi aus der Epoche, die auch solch illustre Figuren wie Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes” oder Agatha Christies „Hercule Poiret” hervorgebracht hat, die aber auch zum Beispiel von Jacques Tardi in der Adele-Blanc-Sec-Serie behandelt wurde, dort aber eher sehr skurrile Polizisten zeigte. Pelaez’ Inspektor Broyan ist da schon sehr viel weniger abgehoben und bodenständiger, und hat auch seine eigenen Probleme — was allerdings inzwischen eine geradezu typische Eigenschaft von Polizisten in den aktuellen Medien zu werden scheint.Trotzdem kommt unser dauerrauchender Held insgesamt recht sympathisch rüber, obwohl er manchmal ein bisschen hilflos wirkt und auch eher zufällig in die richtige Richtung ermittelt. Doch ein bisschen ist die Geschichte auch (nur) als Transportmittel für die sehr schönen Zeichnungen von Alexis Chabert anzusehen, das eigentliche Verbrechen ist wenig spektakulär, die zu verfolgenden Spuren sind offensichtlich, die üblichen Verdächtigen werden abgearbeitet. Und doch gibt es die eine oder andere Überraschung, die Szenenfolgen sind originell, und auch wenn die Auflösung nicht jeden übersehen sollte: das Ende ist trotzdem befriedigend, und die gesamte Lektüre macht durchaus Spaß, denn der Newcomer Pelaez weiß inzwischen sehr gut, wie man ein Publikum unterhält. Der Englischlehrer von der Insel Réunion ist ja erst seit 2015 als Szenarist tätig und bei uns bisher nur durch die noch nicht beendete Serie „Parallel” bekannt geworden, und erst seit ungefähr drei Jahren startet der Autor durch und veröffentlicht richtig viele Comics.
Künstlerisch nähert sich Chabert durchaus dem Inhalt der Geschichte an: mit seiner Direktkolorierung mittels Aquarellfarben, mit den Kapiteleinleitungen und einzelnen Bildelementen begibt er sich in die Kunstästhetik des Jugendstils, was ungemein gut zur Geschichte passt, ohne gekünstelt zu wirken. Im Einzelnen hat er sich dann auf einigen Seiten auch noch direkt an verschiedene Werke zeitgenössischer Künstler angelehnt, was er im Nachwort genauer dokumentiert, sodass optisch ein sehr ansprechendes Werk entstanden ist. Bisher kannte man Alexis Chabert in Deutschland nur von seiner Erstlingsserie „Rogon der Wolf”, die leider unvollendet blieb, sowie aus dem Zweiteiler „Bourbon Street”. Mit dem vorliegenden Band ist er sicherlich in der Spitzenliga angekommen.
Fazit:
Ein interessantes und sehr gut ausgeführtes Sittengemälde des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Paris, mit einem interessanten Kriminalfall, echt wirkenden Charakteren und wundervollen Zeichnungen in Richtung Jugendstil. Sehr zu empfehlen.
Herbst an der Bucht der Somme
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 19,80
ISBN 10:
3987210990
ISBN 13:
978-3987210990
72 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Wundervolle Aquarellzeichnungen.
- Ein interessanter Krimi in der Belle Epoche in Paris.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(5 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 29.06.2023 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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