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Comic-Besprechung - Spirou und Fantasio Spezial: Spirou und das Comic-Syndrom
Geschichten:Spirou und Fantasio Spezial: Spirou und das Comic-Syndrom
Autor: Jul, Zeichner / Colorist: Libon
Story:
Eigentlich wollte Fantasio nur von dem Comicfestival in Angouleme berichten. Als Spirou lange nichts von seinem Freund hört, reist er ihm nach. Vor Ort muss er erfahren das auch Fantasio unter dem Comic-Syndrom leidet und sich nun für eine Comic-Figur hält und in ein Sanatorium eingeliefert worden ist. Spirou will ihm helfen und lässt sich selber einweisen.
Meinung:
Leider ist das jetzt schon der dritte Band von Spirou und Fantasio in Folge der zeichnerisch nicht zu überzeugen vermag. Egal ob es die Spezial-Reihe oder die reguläre Serie betrifft. Offenbar sind die Zeiten vorbei als man sich zeichnerisch noch Mühe gab. Zeichner Libon kommt von Satiremagazinen und das merkt man den Zeichnungen auch an. Nichts gegen Satire, aber da geht es um die Pointen, um Überspitzung und Übertreibungen was auch die Figurengestaltung betrifft. Hier die Hintergründe als flächig zu bezeichnen ist noch geschönt da sie oftmals überhaupt nicht vorhanden sind, sondern die Figuren einzig vor einer farblichen Fläche agieren. Das wirkt steril, kalt und lieblos und verhindert einen wirklichen Zugang in das Geschehen. Wer Spirou und Fantasio nur von Franquin gelten lässt, wird sich hier schon beim ersten Blick mit Grausen abwenden.
Bei den Figuren wird es nicht sehr viel besser. Der einzige Charakter mit einem Hauch von zeichnerischem Realismus ist Spirou selbst der hier noch eine Haartolle verliehen bekommt, die stark an einen anderen klassischen frankobelgischen Helden erinnert: Tim. Alle anderen Figuren, auch Fantasio, sind sehr cartoonesk ausgefallen mit großen rundliche Köpfen, gedrungenen Körpern und reduzierter Mimik. Meist sind die Charaktere nur durch Auffälligkeiten in der Kleidung auseinanderzuhalten. Und wenn sie sich aufregen weht einem bei der Betrachtung auch ein Hauch von Reiser entgegen. Die Gebärden sind cartoonesk entsprechend übertrieben und durch die Zeichnungen rast man bei der Lektüre nur so durch da sie wahrlich kein Blickfang sind.
Von der Story her ist es aber durchaus vielversprechend da eine einzige Metaebene hergestellt wird. Während des Comic-Festivals von Angouleme kommt es immer wieder vor das sich einige für berühmte Comicfiguren halten und dann psychiatrisch betreut werden müssen. Bei einer Recherche zu diesem Phänomen trifft es auch Fantasio der sich fortan für Kapitän Haddock hält. Im Grunde ist dieses Phänomen, was sich übrigens an dem realen Jerusalem-Syndrom orientiert bei dem die Stimmung der Stadt dazu führt das sich Besucher für biblische Personen halten, ein übertriebenes Cosplay. Nun befindet sich Fantasio in der psychiatrischen Klinik eines Arztes dessen Name ein Anagramm aus Franquin und Herge ist. Spirou möchte Fantasio rausholen, warum auch immer, und lässt sich selber einweisen indem er behauptet Tim zu sein. Die Haartolle hat er ja schon. Pips muss dann eben als Struppi herhalten.
Hier hapert es aber an der Logik. Ja, der Psychiater hat unheilvolles vor, aber der Schritt von Spirou ist zu dem Zeitpunkt nicht nachvollziehbar. Der Rest der Handlung geht dann eigentlich nur darum, Fantasio zu finden und gemeinsam zu fliehen. Handlung? Naja, wäre etwas übertrieben es so zu umschreiben. Jedenfalls gibt es viel Namedropping nicht nur aus Spirou, sondern auch aus dem Tintin Magazin und auch Pilote. Man kann sich auf eine Entdeckungsreise machen auf wen nun gerade verwiesen und wer nun gerade zitiert wird. Man beschränkt sich aber auf die frankobelgischen Klassiker und obwohl es einen Flügel im Sanatorium für Mangainfizierte und Superheldenfanatiker gibt, so kommen die Charaktere wohl aus Lizenzgründen nicht vor. Diese ganzen Verweise sind ja ganz nett, aber sie ergeben an sich noch keine Story. Durch die Zeichnungen sind sie auch nicht gerade subtil vorgenommen. Man hätte aus den Wahnideen sehr viel mehr machen können. Nur an einer Stelle nutzt Spirou es aus das sich vier für die Dalton Brüder aus Lucky Luke halten. Da wäre ein Ansatz gewesen wie man es besser hätte machen können. So bleibt alles nur in den Ansätzen stecken, teils bleibt man auf reiner Zitat-Ebene und die Gags zünden kaum. Leider einer der schwächsten Bände aus der Spezial-Reihe überhaupt.
Fazit:
Eine interessante Idee die vollkommen in den Sand gesetzt worden ist. Anstatt eine Meta-Ebene zu schaffen, reduziert man es auf Name-Dropping und die Logik schwächelt und die Zeichnungen sind leider unansehnlich.

Spirou und Fantasio Spezial: Spirou und das Comic-Syndrom
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 12,00
ISBN 10:
3551798265
ISBN 13:
‎ 978-3551798268
56 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Grundidee

- Zeichnungen
- keine Meta-Ebene geschaffen
- kein wirklich zündender Gag
- mangelnde Logik

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 27.10.2023 | ||||||
Kategorie: | Spirou + Fantasio | ||||||
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