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Comic-Besprechung - Western Love 1: Der Rotschopf und der Schönling

Geschichten:

Western Love 1: Der Rotschopf und der Schönling
Autor / Zeichner/ Colorist:  Augustin Lebon



Story:

Ein junger Mann, der einfach nur Schönling genannt wird, entdeckt schon direkt bei seiner Ankunft in der Stadt die bezaubernde Molly. Trotz deren aufbrausenden Charakters verliebt sich der junge Mann direkt in sie und versucht sie zu erobern. Allerdings soll er auch die Bank ausspionieren, denn Schönling gehört zu einer Bande von Outlaws. Und die sehen seinen Flirt gar nicht gern. Hat die junge Liebe eine Chance?



Meinung:

Wieso eigentlich fühlt man sich als Western-Fan und damit auch als leidlicher Kenner des Genres und der Geschichte des Wilden Westen eigentlich direkt von dem Titel  Western Love angesprochen? Der Name bezeichnet nicht die Liebe zum Genre, oder der Geschichte, sondern gibt in der Tat schon die inhaltliche Richtung vor, da es sich hier um eine Liebesgeschichte im Westerngewand dreht. 

Das ist auch schon der Punkt der einen anspringt denn Liebesgeschichten sind in dem Genre eine Seltenheit. Meist dient die Liebe als Aufhänger für eine Rachegeschichte. Besonders in den Italo-Western dient die ermordete Ehefrau dann oft als Aufhänger für die eigentliche Geschichte, spielt aber im Grunde keine weitere Rolle. In dem amerikanischen Western Der siebente ist dran ist sie sogar nie zu sehen, sondern nur in den Dialogen präsent.

Noch öfter allerdings findet sich ein Mann in einer Art Dreiecksbeziehung wieder. Vor allem zu den Hochzeiten des Western. Zum einen fühlt er sich Frauen verbunden die einen moralisch fragwürdigen Lebensstil frönen, also Saloonmädchen und Barbesitzerinnern, andererseits verliebt er sich dann meist in die Lehrerin des Ortes. Hier steht die Lehrerin dann auch immer für die Zivilisation und der Held besiegt mit den Bösen dann auch die  Natur und indem er das Barmädchen verlässt, sofern sie die Konfrontationen im Film, Comic, Buch überhaupt überlebt hatte, und sich der Lehrerin zuwendet, wendet sich der Westerner auch der Zivilisation zu.

In einer sehr schönen Szene in Western Love zerschlägt die Heldin Molly ein Holzschild auf dem zu lesen ist: „A man`s got to do what a man`s got to do“, ein John Wayne Zitat. Überschrieben wird das mit „Old guys rules“. In dieser kleinen Szene ist schon ein Aufstand zu sehen, eine Absage an Klischees gerade was das Bild der Frauen in dem klassischen Western betrifft.

Dabei ist der Beginn eigentlich typisch. Der auftretende Vagabund ist schon zu Beginn für die Leserschaft ganz offenbar ein Outlaw und Molly als Restaurantbesitzerin im Grunde das typische Beispiel für die Zivilisation. Nur muss Molly immer wieder kämpfen. Sie ist allein, fast pleite, bekommt keinen Kredit, wird ständig angemacht und droht in eine Hochzeit gezwungen zu werden. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zivilisation. Als nun der Vagabund mit dem Spitznamen „Schönling“ eintrifft, meint man, dass in der beginnenden Liebesbeziehung nun das Topos erfüllt wird und er sich der Zivilisation zuwendet. Es sei hier nicht zu viel verraten, aber die Zivilisation wird nicht siegen.

Es wird eher ein Mittelweg eingeschlagen und das Versprechen des Freiseins eines Outlaw-Lebens ist ebenso verlockend wie zu wissen das man das richtige tut und sich von dem Verbrechen abwendet. Das entspringt auch den komplexen Charakteren. Es gibt auch eine Frau die für das unmoralische Leben steht. Sie wirkt als der stärkste Charakter da man nur so überleben kann. Aber auch sie hat Schwächen und bekommt eine Tiefe da sie liebt, trauert, weint aber auch gewalttätig ist.

Die Figurenkonstellationen insgesamt sind äußerst dramatisch und bedienen schon beinahe Archetypen da hier gegen Vaterfiguren gekämpft wird. Jede Hauptperson steht im Schatten des Vaters und muss sich im Laufe der Story davon lösen. Ebenso wie non Genrevorläufern oder den Fehlern der Geschichte.

Die Liebesgeschichte sorgt für wahre emotionale Momente und ist teilweise sehr lustig, vor allem in den Dialogen die schon beinahe einer Screwball-Komödie hätten entnommen werden können, und da man die Charaktere lieb gewinnt ist die überraschend brutale Action dann besonders tragisch und schürt die Spannung. Irritierend sind teilweise nur die Zeichnungen die eher einem Funny zu entspringen scheinen, aber das passt wieder irgendwie zu dem Spagat der Huldigung der Vorläufer und zugleich der Abkehr von ihnen. Auf jeden Fall reinschauen.



Fazit:

Wunderbar. Eine Huldigung an das Genre und eine Abkehr von dessen Geschlechtsrollen. Die Liebesgeschichte funktioniert hervorragend und wird durch die Action und persönlichen Konflikte auch sehr dramatisch. Mehr.



Western Love 1: Der Rotschopf und der Schönling - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Western Love 1: Der Rotschopf und der Schönling

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 17,00

ISBN 10:
3987213892

ISBN 13:
978-3987213892

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • funktionierende Liebesgeschichte
  • schöne Dialoge
  • Abkehr und Huldigung von Genrevorgängern
  • archetypischer Konflikt mit Vaterfiguren
  • sympathische Charaktere
Negativ aufgefallen
  • Zweispalt zwischen Funny-Stil und Gewalt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 11.10.2024
Kategorie: Alben
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