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Comic-Besprechung - Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Chief Joseph

Geschichten:

Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Chief Joseph
Autor: Francois Corteggiani; Zeichner: Gabriel Andrade; Colorist: Piky Hamilton, Chiara Di Francia und Arancia Studio



Story:

1877 soll der Stamm der Nez Perce aus ihrer traditionellen Heimat in ein Reservat gebracht werden, damit das Tal für weiße Siedler zur Verfügung steht. Doch die Nez Perce weigern sich in das Reservat zu gehen und treten einen Exodus an, um ihre neue Heimat selber zu wählen. Geführt von ihrem Häuptling Chief Joseph treten über 800 Menschen die Flucht über teils unwegsame Strecken an, ständig verfolgt von der US-Armee.



Meinung:

Die Serie Die wahre Geschichte des Wilden Westens hegt schon in ihrem Titel einen großen Anspruch. Während andere etwa durch fiktive Geschichten den Charakter von Legenden des Westens erkunden wollen, wird hier Wert auf Fakten gelegt. Das ist absolut nichts verwerfliches, auch wenn es manche Western Freunde dann enttäuschen dürfte da Mythen und Legenden entzaubert werden dürften.

Bei Chief Joseph dürfte das weniger der Fall sein. Einfach deswegen weil dieser Häuptling lange nicht so berühmt ist wie beispielsweise Sitting Bull oder Geronimo. Manche mögen noch Red Cloud kennen, aber Chief Joseph dürfte weniger dem breiten Publikum etwas sagen als vielmehr all denen die sich etwas mit der Sicht und Geschichte der Indianer beschäftigt haben. Wenn es aber ein Ziel des vorliegenden Bandes war den Charakter näher zu beleuchten, dann scheitert er. Dabei hätten schon die groben Züge der Biographie große Spannkraft. So wurde etwa Chief Joseph nicht nur sehr früh Häuptling und trat das schwere Erbe seines Vaters an, sondern wurde auch noch von katholischen Missionaren erzogen was seinen, für einen Indianer, ungewöhnlichen Namen erklärt. Er kannte also beide Kulturen, die der Weißen und seine eigene, und war damit ein Grenzgänger. Allerdings ist dieser Band nicht streng chronologisch aufgebaut. Alles dreht sich um das eine prägende Ereignis der Biographie und andere Stationen und Erlebnisse werden entweder in kurzen Rückblicken geschildert oder gar nur in Dialogen. So bleibt einem der Charakter etwas fern. Was schade ist, denn Joseph, der auch von seinen Feinden bewundernd der indianische Napoleon genannt worden ist, konnte gerade die Kenntnis beider Kulturen nutzen und war ein genialer Stratege. Allerdings war er kein Kriegshäuptling und suchte nicht den Kampf. Wahrscheinlich ist er deswegen nicht im breiten Bewusstsein verankert, weil es sich nicht Hollywoodtypisch mit Action aufladen lässt.

Der Krieg und der Kampf wurde Chief Joseph aufgezwungen und er sah seine vorrangige Pflicht darin, sein Volk zu schützen. Als sein Stamm das angestammte Gebiet verlassen soll, um den Siedlern zu weichen, flüchtet er mit seinem gesamten Stamm. Verfolgt von der US-Armee trickst er sie immer wieder aus und er und seine Leute nehmen ungeheure Strapazen auf sich, um in ein „gelobtes Land“ zu kommen.  Diese Strapazen sind nachvollziehbar gestaltet und durch die detaillierten und realistischen Zeichnungen kann man sich da gut reinversetzen. Man kann generell den Zeichnungen hier keinerlei Vorwurf machen. Das Problem liegt eher in der Struktur. Da einem die Menschen fremd bleiben, nimmt man auch das Leid und das Elend und die enorme Tragik des Scheiterns eines Volkes zur Kenntnis. Aber das ist das Problem: die Empathie bliebt aus. Man fühlt und leidet nicht wirklich mit. Das mag der Faktentreue geschuldet sein. Dennoch hätte der Leidensweg des Stammes es verdient gehabt das auch die Leserschaft emotional sehr viel deutlicher angesprochen wird.



Fazit:

Ein interessanter Charakter im Fokus der einem dennoch fern bleibt und leider bleibt die Leserschaft emotional zu unbeteiligt was angesichts der Strapazen und des Leids welches geschildert wird, kontraproduktiv ist.



Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Chief Joseph - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Chief Joseph

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 17,00

ISBN 10:
3987211245

ISBN 13:
978-3987211249

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • realistische detailreiche Zeichnungen
  • Perspektive der Indianer
  • bislang vernachlässigter Held
  • Verdeutlichung der Strapazen und der Leistungen
Negativ aufgefallen
  • Chief Joseph bleibt vom Charakter her einem fern
  • emotional zu unbeteiligt angesichts des Leids
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 14.10.2024
Kategorie: Alben
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