Comic-Besprechung - Alex Nora - Marquetalia

Geschichten:

Alex Nora - Marquetalia

Autorinnen: Gabrielle Borile & Chantal Heuvel

Zeichner: André Taymans

Übersetzer: Harald Sachse

Story:

Der Fotoreporter Alex Nora lässt sich in Kolumbien von der einheimischen Ärztin Helena Moreno in ländliche Gebiet führen, in denen Aufständische gegen die Armee um die Unabhängigkeit und Freiheit kämpfen. Dort wird er in ein Komplott verstrickt, das immer gefährlicher für ihn wird.

Meinung:

Nachdem Schreiber & Leser neben dem Hauptwerk André Taymans’ („Caroline Baldwin”) bereits mehrere weitere Serien von ihm herausgegeben bzw. gestartet haben („Don” und „Eden”), kommt hier jetzt ein One-Shot aus den Anfangstagen seines Comicschaffens. Parallel zum Zweiteiler „Sam Griffith” mit Jean-François Di Giorgio und noch bevor er „Munro” von Griffo übernahm und mit Band 4 beendete (ebenfalls mit Di Giorgio), startete er eine (dann doch nur kurze) Zusammenarbeit mit den beiden Autorinnen Gabrielle Borile und Chantal Heuvel (eigentlich van den Heuvel). Alle drei Kollaborateure verband damals ein großer Hang zu Auslandsreisen, vornehmlich nach Fernost und Südamerika, was in der Zusammenarbeit dann im Jahr 1991 zum vorliegenden Band führte (der ursprünglich „Operation Bolivar” hieß und der Auftakt zu einer Serie werden sollte, die es dann aber doch nicht wurde). 

Gabrielle Borile arbeitet viel für das belgische Fernsehen, und ist neben dem vorliegenden Band hauptsächlich als Co-Szenaristin der Spionageserie „Victor Sackville” bekannt (die übrigens bei Kult angekündigt wurde). Chantal van den Heuvel hat sich nach dem frühzeitigen Ende des Projekts „Alex Nora” der Herausgabe der Zeitschrift DOMUS gewidmet, bevor sie ab 2013 wieder im Comicbereich tätig wurde, hierbei vornehmlich mit biografischen Werken über zeitgenössische politische Figuren oder historische Schriftsteller.

Der vorliegende Band ist zeichnerisch bereits absolut mit „Caroline Baldwin” zu vergleichen, die aber tatsächlich erst fünf Jahre später startete. Zeichenstil, Federführung und Darstellung der Charaktere und Hintergründe, aber auch die Seitenaufteilung sind bereits wie in seiner späteren Hauptserie. Man könnte fast denken, man hat einen Baldwin-Band mit männlichem Hauptdarsteller vor sich. Doch das ist jetzt nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Fans von André Taymans werden hier voll auf ihre Kosten kommen, denn genauso wäre ein neuer Baldwin-Band aufgebaut gewesen, wenn die Serie weiter ginge. Also durchaus ein kleines Trostpflaster für die Fans. Natürlich muss man, wie auch bei den frühen Baldwin-Storys, das Entstehungsjahr in Betracht ziehen, wenn man die Geschichte inhaltlich bewerten will. Südamerikanische Guerilleros waren natürlich in den 90er-Jahren weitaus aktueller als heute — und doch ist die Story reizvoll und gut konstruiert. Und ein bisschen holprig ist Taymans ja immer: ich finde, das macht auch ein bisschen seinen Charme aus.

Fazit:

Ein interessantes Frühwerk des Autors von „Caroline Baldwin”, aus dem leider doch keine Serie geworden ist. Bereits schon sehr im Stil seiner Hauptserie gehalten, weiß die Story zu unterhalten, und so kann das Buch mindestens als kleines Trostpflaster für die Fans von „Caroline Baldwin” dienen — denn diese Serie ist ja (leider) beendet. Doch auch für Einsteiger in das Werk von André Taymans ist das Buch durchaus zu empfehlen. Schauen Sie mal rein!

Alex Nora - Marquetalia

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
3965821636

ISBN 13:
978-3965821637

48 Seiten