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Comic-Besprechung - Blueberry Collector`s Edition 4
Geschichten:Blueberry Collector`s Edition 4
(General Gelbhaar, Die vergessene Goldmine, Das Gespenst mit den goldenen Kugeln)
Autor: Jean-Michel Charlier, Zeichner / Colorist: Jean Giraud
Story:
Blueberry wurde der Kompanie von General Allister zugeteilt. Doch dieser hält nichts von dem zerbrechlichen Frieden den Blueberry mit den Indianern aushandeln konnte. Allister will die Indianer vernichten und auf diesem Weg Karriere machen. Schafft es Blueberry dennoch den Frieden zu wahren und Allister zur Vernunft zu bringen? Nach der Expedition wird er vorübergehend in eine Wüstenstadt als Gesetzeshüter abkommandiert wo er es mit Goldsuchern und einer geheimnisvoller Mine zu tun bekommt.
Meinung:
Der vierte Band der Blueberry Collector`s Edition, welche sich ja gemeinhin die werkgetreue Veröffentlichung auf die Fahnen geschrieben hat was vor allem die Kolorierung angeht, beinhaltet die drei Abenteuer General Gelbhaar, Die vergessene Goldmine und Das Gespenst mit den goldenen Kugeln.
Diese drei Bände zählen zu den besten der Reihe und insofern ist dieser Band schon ein Muss. Sowohl für Fans als auch Gelegenheitsleser die mal etwas von Blueberry lesen wollen. General Gelbhaar ist zwar der Abschluss eines Zyklus, es wird also wieder mal ein Zyklus innerhalb einer Gesamtausgabe auseinandergerissen, aber er kann auch für sich allein gelesen werden. Die anderen zwei ergeben zusammen ein abgeschlossenes Abenteuer. Insofern ist es für Gelegenheitsleser empfehlenswert, da mit dem nächsten Band wieder ein umfangreicher Zyklus begonnen wird. Wie in dem interessanten Vorwort über die Hintergründe der Entstehung betont wird, stehen diese drei Geschichten nicht nur bei den Kritikern hoch im Kurs, sondern gehörten auch zu den Lieblingen vom Autor Jean-Michel Charlier und dem Zeichner Jean Giraud.
Hier ist auch noch die Kraft zu spüren, bis sich im nächsten Zyklus erste Ermüdungserscheinungen breit machten, was mit der arbeitstechnischen Überlastung Charliers und der doppelten künstlerischen Persönlichkeit Girauds aka Moebius zusammenhängt weswegen die Fertigung deutlich mehr Zeit benötigte. Doch dazu wird wohl mehr im nächsten Band berichtet werden. In einem Nachwort wird auch noch die Veröffentlichungsgeschichte Blueberrys in Zack thematisiert.
General Gelbhaar bricht mit manchen Konventionen des Western. Die Geschichte entstand Ende der 1960er und das erwachende politische Bewusstsein, insbesondere in dem Hinterfragen scheinbar gesicherter Aspekte, ist hier deutlich zu spüren. Zwar gibt es immer noch typische Klischees von Comics aus der damaligen Zeit, was insbesondere bei der oft wundersamen Rettung Blueberrys aus ausweglosen Situationen betrifft (was in den folgenden zwei Geschichten noch viel deutlicher wird) und oftmals einen Deus ex Machina Effekt beinhaltet. Das muss man einfach hinnehmen. Aber hier werden die Indianerkriege deutlich als Vernichtungskriege umgedeutet und der titelgebende General ist nicht nur General Custer nachempfunden (der übrigens erst nach seinem Tod posthum zum General befördert worden war), sondern ein Rassist und Karrierist der die Indianer nicht nur besiegen, sondern komplett ausrotten will. Mit der Thematisierung des Völkermords wurden Konventionen gebrochen (wenngleich noch nicht deutlich in aller Brutalität gezeigt). Dazu passen auch die düstere Atmosphäre und die klirrende Kälte in den verschneiten Bergen welche in blauen Farben stimmungsvoll eingefangen wurden und Giraud zeigt nun auch in den Gesichtern der Figuren die Strapazen, das Leid, die Schmerzen und die Anspannung.
Giraud hat die glatten Zeichnungen wieder weggelassen und sich auf die Schraffuren besonnen, was auch den beiden Alben über die Goldmine zu Gute kommt. Hier ist zwar noch stärker der Deus ex Machina Effekt bemüht worden. Aber die Geschichte, oftmals in drei Handlungsstränge aufgeteilt, ist spannend und vor allem die Zeichnungen sind überwältigend, die voller Detailfreude die Leserschaft in das Setting hineinziehen. Vor allem hier sieht man auch dem Helden Blueberry die körperlichen Strapazen an (während er in General Gelbhaar der einzige zu sein schien dessen Gesichtszüge glatt blieben). Auch wenn die Geschichte um die Schatzsuche auf den ersten Blick klischeehaft erscheint, so bricht sie doch mit einem zentralen Aspekt. Nämlich das sich der Heroismus aufreibt und eigentlich gar nicht mehr in den Zwängen vorhanden sein kann. Blueberry steht da insofern auf verlorenem Posten. Sind es in General Gelbhaar noch die Strukturen der Gesellschaft (die Armee) welche einen Individualismus und den Heroismus blockieren (es gibt kein Happy End), so ist es in dem anderen Zyklus der Kapitalismus. Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und deswegen bereit alles und jeden zu verraten. Als einzelner der sich dem entgegen stellt ist man nicht nur allein, sondern droht auch unter die Räder zu kommen. So ist der Sieg am Ende auch mehr als schal.
Insofern liegen hier trotz vordergründiger typischer Western- und Abenteuerelementen doch einige Brüche vor die vor allem zu der Entstehungszeit für einige Diskussionen gesorgt haben dürften, die Geschichten aber auch heute noch interessant machen. Vor allem liegt hier zeichnerisch ein deutlicher Höhepunkt vor. Ein wahrer Klassiker.
Fazit:
Auch wenn manchmal ein Deus ex Machina Effekt bemüht wird, zählen die hier enthaltenen Abenteuer sowohl von dem dramaturgischen Aspekt her mit den Bruch damaliger Konventionen als auch von dem zeichnerischen Können her zu den besten aus der Reihe. Ein wahrer Klassiker.
Blueberry Collector`s Edition 4
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Egmont Comic Collection
Preis:
€ 39,00
ISBN 10:
3770440919
ISBN 13:
978-3770440917
184 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Bruch mit Konventionen
- parallele Handlungsstränge
- Strapazen werden ausführlich gezeigt
- realistisch detailreiche Zeichnungen
- Zyklus auseinander gerissen
- Deus Ex Machina Effekte
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 06.01.2021 | ||||||
Kategorie: | Blueberry | ||||||
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