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Comic-Besprechung - Bill Finger. Der wahre Schöpfer des dunklen Ritters
Geschichten:Bill Finger. Der wahre Schöpfer des dunklen Ritters
Autor: Julian Voloj, Zeichner / Colorist: Erez Zadok
Story:
Auf Comicmessen wurde immer wieder der große Einfluß von Bill Finger auf Batman erwähnt. Der große Fan Marc Tyler Nobleman wurde irgendwann so neugierig das er 2006 begann über Bill Finger zu recherchieren. Was sich schnell als mühselig herausstellte da Finger vergessen und verarmt starb. Doch Noblemans Hartnäckigkeit zahlt sich langsam aus und versucht, postum Finger Anerkennung zu verschaffen.
Meinung:
Die Graphic Novel Bill Finger. Der wahre Schöpfer des dunklen Ritters ist weniger als eine Biographie zu verstehen. Zwar mutet es der Titel an und man bekommt auch einige Häppchen aus dem Lebenslauf von Bill Finger geboten. Aber vielmehr folgt man einem Fan der auf Spurensuche geht.
In den 1980ern, als die ersten Comic-Cons in das Leben gerufen worden waren, waren sie noch lange nicht so kommerzialisiert wie heute und waren vor allem von Fans für Fans gedacht und man lud immer wieder einmal Pioniere der Comics ein. So war es auf einer dieser Veranstaltungen das zunächst einem kleinen Kreis von Fans aufging wie sehr Bill Finger dazu beigetragen hat Batman zu erschaffen. Bislang galt der dunkle Ritter als alleinige kreative Ausgeburt von Bob Kane. Bill Finger als Autor hat anscheinend über 1.000 Geschichten geschrieben. Nicht nur für Batman und dort auch die bis beute illustre Schurkenriege erdacht, sondern war auch maßgeblich bei Green Lantern beteiligt. Heutzutage wäre er einer der großen Stars, aber es war lange nichts über Bill Finger bekannt. Also machte sich der Fan Marc Tyler Nobleman daran, Informationen zu sammeln und als erster eine Biographie zu schreiben und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Finger postum seine Anerkennung erfährt.
Das Buch hat also weniger von einer typischen Biographie, sondern ist eher ein Making Of zu der Biographie. Was etwas merkwürdig anmutet. Man liest in einem Comicformat ein Making Of über die Entstehung eines Sachbuchs über einem Comicautor. Gleichzeitig zeigt aber auch die mühselige und jahrelange Spurensuche auf, wie sehr ein prägender Autor in Vergessenheit geraten kann. Ein Mann, der einsam und verarmt starb und nicht mal einen Grabstein besitzt. Von dem auch diejenigen die sich als Freunde von ihm bezeichneten kein Foto besitzen. Und dabei schuf er eine der größten Ikonen der Popkultur, nämlich Batman. Und war an der Entwicklung etwa von Green Lantern, Joker, Two-Face, Catwoman und anderen maßgeblich beteiligt. Zeit seines Lebens bekam er kein Ansehen und erst in den letzten Jahren wird er auch von DC entsprechend gewürdigt und in jedem Kapitel mit Batman als Mitschöpfer genannt. Spät wird er gewürdigt, was angemessen ist, aber die Tragik seines Lebens auch verdeutlicht.
Charakterlich kommt einem Bill Finger nicht nahe. Was an den fehlenden Quellen liegt. Viele Weggefährten sind bereits verstorben und Quellen sind mühsam aufzustöbern. Man kennt eben nicht einmal den offiziellen Lebenslauf. So blieb im Grunde der Graphic Novel auch nichts anderes übrig als den Weg anstelle des Ziels zu bebildern. Denn wo es eben nichts zu bebildern gibt… Diese Recherche kann für einige sehr langweilig zu lesen sein, andere aber auch gerade diese realistische Spurensuche faszinierend finden. Bob Kane kommt dabei aber allerdings sehr schlecht weg und ist der große Unsympath in der Geschichte. Sein Verhalten und Umgang mit Künstlerkollegen war gelinde gesagt eine Unverschämtheit, wirft aber auch einen Blick auf die Verlagslandschaft der 1930er bis 1950er Jahre und wie es Kane verstand sich selbst zu vermarkten und andere Kreative totzuschweigen. Es kommen auch noch Weggefährten zu Wort die eine objektivere Sichtweise zeigen sollen.
Zeichnerisch ist dieser Band leider nur Durchschnitt. Die drei Hauptpersonen sind sich optisch so ähnlich das man sie kaum auseinanderhalten kann was mehrfach zur Verwirrung führt. Abgesehen von der Episode wo Frederic Wertham mit seinem Kreuzzug gegen Comics beginnt, gibt es kaum zeichnerische Ideen. Als Würdigung, als Anerkennung für Bill Finger durchaus lobenswert, aber von dem Konzept und der Gestaltung her ist der Band sehr enttäuschend. Demnach eignet er sich vor allem für Comic-Historiker und Die Hard Fans.
Fazit:
Das Konzept ist enttäuschend da die Graphic Novel eher ein Making Of zu einer Biographie ist denn eine Biographie. Dennoch zeigt es auf, wie sehr prägende Autoren in Vergessenheit geraten können und offenbart einen schonungslosen Einblick in die Verlagswelt. Leider werden da nur selten zeichnerische Ideen gezeigt.
Bill Finger. Der wahre Schöpfer des dunklen Ritters
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 24,00
ISBN 10:
3551711364
ISBN 13:
978-3551711366
144 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Anerkennung und Würdigung Fingers
- Einblick in die Verlagswelt der 1930er und 1940er
- persönliche Tragik
- wenig zu dem Charakter
- mangelnde zeichnerische Ideen
- eher Making Of
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 23.09.2023 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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