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Comic-Besprechung - Juan der Lange Gesamtausgabe

Geschichten:

Juan der Lange Gesamtausgabe
Autor: Antonio Segura, Zeichner / Colorist: Jose Ortiz



Story:

Juan, genannt "Der Lange", hat sich mit fünf anderen zu einer Bande zusammengeschlossen. Sie wollen gerne Piraten sein, doch haben sie kein Schiff. So kommen sie auf einen irrwitzigen Plan und stehlen eine Kanone. Auf einem brüchigen Floss greifen sie damit eine Galeone an. Der Beginn eines Abenteuers welches sie mit allen Gefahren der Karibik konfrontieren wird.



Meinung:

Manche könnten sich wundern wenn sie die Gesamtausgabe von Juan der Lange in den Händen halten, denn der Band ist mit etwas über 90 Seiten recht schmal ausgefallen. Da ist man von anderen Gesamtausgaben doch einiges mehr gewohnt. Aber wenn das Originalmaterial nicht mehr hergibt, so ist auch eine Gesamtausgabe halt mal relativ schmal.

Was auch daran liegt, dass Juan der Lange 1988 für ein spanisches Comicmagazin erstellt worden ist und in Abständen in Form von Kurzgeschichten erschien. So ist hier kein kohärentes Abenteuer zu erwarten, sondern eben Kurzgeschichten die lose chronologisch aufeinander aufbauen, aber  eine durchgehende Dramaturgie angesichts des Formats nicht einhalten müssen. So wechseln die Schauplätze ohne erklären zu müssen wie denn nun die Protagonisten dahin gekommen sind. Es fehlt auf einmal ein Charakter ohne dass es groß erklärt werden muss. Die kohärente Logik welches ein albenlanges Abenteuer, idealerweise, benötigt, kann hier ignoriert werden. Das passt zu einer Veröffentlichung in einem Magazin wenn man etwa einen Monat Abstand zwischen den Folgen hat, aber in einer durchgehenden Lektüre können die permanenten Brüche schon etwas stören. Leider fehlen in dieser Gesamtausgabe auch redaktionelle Beiträge, wenn man von kurzen Biographien von Autor Antonio Segura und Zeichner Jose Ortiz einmal absieht.
Segura und Ortiz hatten auch schon Burton und Cyb geschaffen die manche noch aus Schwermetall kennen dürften. Und so kann man das Prinzip übertragen. Ähnlich wie bei Burton und Cyb werden hier die jeweiligen Klischees des Genres benutzt und ironisch überhöht. War es damals die Science-Fiction ist es bei Juan der Lange das Abenteuergenre und insbesondere die Piraten. Im Grunde liegt hier eine Schatzkiste mit allen Klischees vor. Verfeindete Spanier, wilde Eingeborene, Stürme, Seegefechte, vergrabene Schätze, verschlagene Gegner, gute und böse Piraten, Degenduelle und so weiter und so fort. Das eignet sich gerade in dem überzogenen Zeichenstil sehr gut für eine Parodie oder Satire, aber insgesamt wird das Genre zu sehr respektiert als das es wirklich eine Parodie wäre. So fehlt leider die satirische Schärfe und bei manchen Szenen hätte man durchaus mehr draus machen können. Etwa wenn die Piratenbande bei Kannibalen landet wird der Twist leider verpuffen. Ebenso hätte man aus dem Holzbein einer Figur einen Running Gag schaffen können. Leider ist es aber für ein ironisches Spiel welches dennoch das Genre ernst nimmt, wie etwa die Filmreihe Fluch der Karibik, dann wieder teilweise zu albern. Die kleine Serie findet ihren humoristischen Tonfall einfach nicht. Humor sowie Erotik und Schönheit liegt natürlich immer im Auge des Betrachters, aber hier hätte man sich entscheiden sollen.

Irgendwie wirkt alles unausgegoren und es will nicht wirklich zünden. So tritt etwa der historisch reale Pirat L`Ollonais auf, der in Wahrheit einer der grausamsten Piraten aller Zeiten war, aber ein anderer erinnert stark an Blackbeard ohne ihn zu nennen. Auch gibt es einen schönen Twist mit einer Szene die aus Robinson Crusoe entnommen wurde, aber Schlusstwist wird dann auf einen falschen Fokus gelegt und ist albern.

Es ist zwar alles aus dem Genre da und man kann sich an den dreisten Raubzügen, den waghalsigen Fluchten, der Action und den schönen Frauen erfreuen. Es ist auch zeichnerisch sehr gut umgesetzt und dynamisch und besitzt einige schöne visuelle Gags. Vor allem die parodistisch anmutenden Gesichter und die realistisch gehaltenen Hintergründe passen gut zu der Ironie. Und die Farbgebung schafft eine wundervolle Atmosphäre. Aber das Problem ist das Skript da es viel zu oft ins Leere verläuft oder die falschen Abzweigungen nimmt. Insgesamt ist es wie ein Fisch ohne Gräten. Man klaubt sich was zusammen, findet aber keine geeignete Form.



Fazit:

Etwas unausgegoren. Den Kurzgeschichten fehlt es an satirischer Schärfe und die Twists legen den Fokus auf die falschen Akzente. Man findet nicht die richtige Form, aber wer sich an einer ironischen Überspitzung des Piratengenres erfreuen will, ist hier richtig.



Juan der Lange Gesamtausgabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Juan der Lange Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
All Verlag

Preis:
€ 24,80

ISBN 10:
3968042212

ISBN 13:
‎ 978-3968042213

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • dynamische Zeichnungen
  • liebevolle Parodie
Negativ aufgefallen
  • falsche Akzente welche Twists verpuffen lassen
  • kein einheitlicher Humor
  • zu viel Respekt vor dem Genre
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
3
(6 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 23.03.2024
Kategorie: Alben
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