Körnchen Ewigkeit” als Lösegeld, sodass wir wieder etwas mehr über die Natur und Vergangenheit seines Begleiters Musky erfahren.

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Comic-Besprechung - Der Vagabund der Unendlichkeit Integral 2 — In der Tiefe des Nichts

Geschichten:

Der Vagabund der Unendlichkeit Integral 2 — In der Tiefe des Nichts

1.) Der allerhöchste Alchimist

2.) Welche Realität, Papa?

3.) Der Krieg der Bonken

4.) Für drei Körnchen Ewigkeit

Autor: Christian Godard

Zeichner: Julio Ribera

Übersetzer: Klaus Jöken



Story:

Der zweite Band dieser Gesamtausgabe enthält die Originalbände 5 bis 8 der Serie um Axel Munshine, der gemeinsam mit seinem Sidekick Musky, einem androgynen Wesen aus der Rasse der Eternauten, in einem anderen Universum als dem unseren auf der ewigen Suche nach seiner großen Liebe Shimere ist, der er immer wieder in seinen Träumen begegnet. In der ersten Geschichte treffen sie dabei auf Gott selbst, den allerhöchsten Alchimisten, der ein eher jämmerliches Bild abgibt und ihnen auch nicht weiter helfen kann. In Story Nummer zwei gelingt ihnen ein kurzer Abstecher in unser Universum, wo sie jedoch in einem Filmstudio eine Verzerrung der Realität auslösen, sodass die Schauspieler dort ihre Filmrollen im wahren Leben ausleben. Im „Krieg der Bonken” erhält Axel einen Tip zu einem Planeten, der ihn zu Shimere leiten soll, und wird von dem dortigen Bankensystem (den „Bonken”) mehrfach gehörig hinters Licht geführt. Schließlich dringt ein Außenseiter in seine Träume ein, entführt Shimere, und fordert die „Drei  Körnchen Ewigkeit” als Lösegeld, sodass wir wieder etwas mehr über die Natur und Vergangenheit seines Begleiters Musky erfahren.



Meinung:

Endlich wagt es ein deutscher Verlag, diesen Klassiker der französischen Science Fiction im Comic einmal komplett zu veröffentlichen. Dort sicher ebenso bekannt und berühmt wie Valerian und Veronique, hat die Serie in Deutschland eine eher unrühmliche Veröffentlichungsgeschichte hinter sich: zuerst vom Volksverlag nur teilweise und in nicht chronologischer Reihenfolge in Alben bzw. in den Magazinen Pilot und Schwermetall veröffentlicht, dann zwei Bände bei Condor (unter dem Seriennamen „Mark DeVille”), bis schließlich Arboris/Feest die Serie fortführten und beendeten — allerdings nicht ohne mittendrin doch wieder Lücken zu lassen. Doch jetzt bekommen wir diese Serie, die als Gegenpol zu Valerian eher die psychedelische Seite der Science Fiction widerspiegelt, in einheitlicher Aufmachung und (hoffentlich) komplett vorgelegt. Dabei hat Kult sich von der französischen Vorlage der von 2002 bis 2007 als elfbändige Ausgabe (mit jeweils drei Geschichten) erschienen Integralversion gelöst, und präsentiert hier eine achtbändige Reihe mit jeweils vier Storys. Dabei sind die einzelnen Bände mit reichlich Zusatzmaterial angefüllt: Nach einem sehr interessanten und reichlich bebilderten Dossier werden jeder Geschichte die Originaltitelseiten vorangestellt (aus der Normal- und der Luxusausgabe von Vaisseau d’Argent, dem Verlag, der übrigens den beiden Autoren gehört) und sie werden von einem bebilderten, aber reichlich surrealen Essay eingeführt, das Godard damals für die Luxusausgabe erstellt hatte. Für die Fans bedeutet das sicherlich das Maximum an verfügbarem Material. Komplett wird dann wirklich komplett sein.

Zum Inhalt: Axel Munshine war einst der „Große Schlichter”, eine Art reisender Friedensengel mit uneingeschränkten Befugnissen, der inzwischen jedoch in Ungnade gefallen ist, da er eine Maschine erfunden hat, die Träume aufzeichnet. In diesen begegnet ihm immer wieder seine große Liebe, die blondhaarige Shimere, und so macht er sich auf die Suche nach ihr, koste es, was es wolle. Dabei hilft es ihm enorm, dass er allen Verfolgern leicht entkommen kann, da er den „Silberdelphin” besitzt, ein Raumschiff, dass alles kann und jedem anderen überlegen ist. Ein Art Wundermaschine für sich. Begleitet wird er von einem androgynen Wesen namens Musky, einem Königssohn, der sich unerbittlich an seine Fersen geheftet hat, und offensichtlich in Axel verliebt ist — doch den verbindet eher eine Hassliebe mit seinem Begleiter, nicht zuletzt, weil ihm eh fast alles gleichgültig ist, außer Shimere natürlich. Das Besondere ist, das Musky zu einer Rasse gehört, die ihre körperliche Entwicklung in einem beliebigen Alter einfrieren kann (hier als Teenager) und sich ihr Geschlecht erst später aussucht. Während er in seinem merkwürdigen Karnevalskostüm von allen für einen Jungen gehalten wird, offenbart sich in den Geschichten dieses Sammelbandes bereits der Hinweis, dass das vielleicht nicht so sein könnte.

In diesen, zwischen 1979 und 1981 entstandenen Geschichten, übt Godard eine Menge Zeit- und Gesellschaftskritik, ohne dabei allzu platt und damit angreifbar vorzugehen: er verpackt seine Statements in die Form surrealer Geschichten, voller Absurditäten aber immer auch mit einer kleinen Botschaft im Hintergrund, die dem Leser, der es merkt, einen Spiegel vorhält oder ganz allgemein an Institutionen und der Gesellschaft kratzt, wo ihn bestimmte Entwicklungen stören: sei es der blinde Glaube an einen unfehlbaren Schöpfer, die Macht der Filmindustrie mit ihren verführerischen aber falschen Bildern, oder der Macht der Banken, die den Menschen in diesem Fall tatsächlich das Blut abzapfen und als „Dividende” zurückzahlen — oder auch nicht, Pech gehabt. Dabei spielt die Serie in einem anderen Universum, zu einer unbestimmten Zeit, alles ist grotesk bis absurd — da bleibt der Kritik wenig Raum, den Autor ob seiner Systemkritik anzugreifen. Clever gemacht, zumal man ihn ansonsten eher von wenig politischen, humoresken Serien wie „Norbert und Kari”, „Mausi und Paul” der „Buddy Longway” kennt. Von Julio Ribera ist in Deutschland neben einem Band der „Klassicomics” bisher mit „Die Wichte”, „Dracurella” und „Rote Ohren” eher Funny- und Funny-Erotik-Material erschienen, was den Vagabund auch für ihn als ein ungewöhnliches Werk dastehen lässt, den er ist in einem sehr realistischen Stil zeichnet, überbordend an Details und Schraffuren, mit einem sehr feinen Strich, den man tatsächlich einmal in einer großformatigen Ausgabe sehen möchte, wie in Frankreich bei Vaisseau d’Argent veröffentlicht.

Ein lohnenswerter Band aus einer Serie, die sich selbst nicht so ganz ernst nimmt; die Stereotypen einführt und entwickelt, um damit zu spielen und dem Leser eine Art „Running Gag” zu liefern und die herrlich surrealistisch daherkommt — ganz im Stil der späten Siebziger, als die Comics mittendrin waren, sich zu emanzipieren, und den Leser gleich dazu. Unbedingt zu empfehlen.



Fazit:

Eine tolle Gesamtausgabe dieses surrealistischen Science-Fiction Klassikers, für alle, denen Valerian zu bieder ist und die bereit sind, sich auf ein scheinbar nicht enden wollendes Abenteuer um einen Mann einzulassen, die unermüdlich die Frau seiner Träume sucht — und das im ursprünglichen Sinn des Wortes.



Der Vagabund der Unendlichkeit Integral 2 — In der Tiefe des Nichts - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Vagabund der Unendlichkeit Integral 2 — In der Tiefe des Nichts

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Kult Comics

Preis:
€ 39,00

ISBN 10:
3964302724

ISBN 13:
978-3964302724

236 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Der Klassiker endlich als Gesamtausgabe.
  • Die herrlich surrealistische Alternative zu Valerian.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 20.05.2024
Kategorie: Alben
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