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Comic-Besprechung - Seven Sons

Geschichten:

Seven Sons (Seven Sons)
Autor: Robert Windom, Kelvin Mao; Zeichner: Jae Lee, Colorist: June Chung



Story:

Am 7. Juli 1977 wurden von sieben jungfräulichen Müttern sieben identische Söhne geboren.  An ihrem 21. Geburtstag wird sich einer der sieben als neuer Sohn Gottes offenbaren. Während sich die USA zu einer Theokratie entwickelt, verlieren andere Religionen an Einfluß und Gläubigern. Gerade einige Muslime wollen es nicht hinnehmen und sehen es als Gotteslästerung an. Ihnen fielen schon einige der sieben Söhen zum Opfer. Als nun der Tag der Krönung näher rückt, kommen Delph Zweifel an seinem Schicksal. Doch die Fragen die er stellt, bringen ihn in Lebensgefahr.



Meinung:

Die Idee der Geschichte von Seven Sons ist sehr interessant. Sonderlich neu ist zwar die Überlegung nicht, was geschehen würde wenn Jesus wieder auf die Erde kommt, das wurde schon in Die Chroniken von Wormwood und letztens erst in Second Coming behandelt, besitzt aber immer wieder seinen Reiz. Nur ist es hier nicht der biblische Jesus, sondern greift eine alte Prophezeiung, des siebten Sohnes eines siebten Sohnes auf. Es wurden am selben Tag in unterschiedlichen Erdteilen von sieben Jungfrauen sieben Söhne geboren, von denen einer als Sohn Gottes gekrönt werden soll.

Soweit die Grundidee von der aus die unterschiedlichsten Richtungen eingeschlagen werden können. Da es die Jesi, also Plural von Jesus, gibt, wurde der Bereich des Glaubens verlassen. Es existiert etwas handfestes, greifbares, Sichtbares und somit hat der Glaube den Bereich des Abstrakten verlassen. Das Christentum  ist weltweit auf dem Vormarsch, andere Religionen werden marginalisiert da ihnen die Gläubigen davonlaufen. Aber da hier weniger eine theologische Untersuchung  vorliegen soll, wird der Bereich nur knapp angesprochen und spielt erst in der zweiten Hälfte eine größere Rolle. Sind aber auf jeden Fall mehrere Gedanken wert.

Zu Beginn der Lektüre kann man sich als aufgeklärter Europäer etwas unwohl fühlen. Angesichts dessen dass das Christentum nun den Sieg errungen hat und sich die USA zu einer Theokratie entwickelt hat, befürchtet man eine Lobpreisung. Gerade aufgrund des erstarkenden Fanatismus in den USA die immer schon ein starkes Sendungsbewusstsein hatten und die klerikale Rechte solche populistischen Politiker wie Trump unterstützt, kann es sehr schnell politisch werden. Nicht zuletzt da islamische Terroristen sich zum Ziel gesetzt haben, die Jesi zu töten. Für sie ist die leibhaftige Krönung von Gottes Sohn eine Gotteslästerung. Vor allem da der Islam ja Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennt, sondern ihn als einen Propheten ansieht. Beides zusammen hätte hier in eine sehr reaktionäre Richtung führen können. Sprich: christlicher Fanatismus, Heiligsprechung der USA und der Islam als Erzbösewicht.

Zum Glück ist das nicht der Fall und die Geschichte wird durchaus reflektierter und komplexer. Einige der Jesi bekommen Zweifel an ihrem Leben, da sie nur die klösterliche Enklave kennen, aber nicht das wahre Leben der Gläubigen. Als bei einem Ausflug wieder einer von ihnen umkommt, entschließt sich ein Überlebender die Welt zu erforschen. Und vor allem seine Herkunft. Hier darf nicht zu viel verraten werden, sondern nur so viel: es hat nichts mit Gott zu tun. Vielmehr wird wieder einmal klar, dass Religion, sofern sie institutionalisiert wird und nicht mehr Privatsache ist, ein Machtfaktor wird. Hier wird auch klar, warum die Serie hauptsächlich in den USA spielt: die Kommerzialisierung des Glaubens in Form von TV-Predigern, Gottesdienst als Show. Bei all dem wird die Botschaft des Glaubens unterdrückt und verkommt zu einem Showelement. Letztlich richtet sich der Comic gegen Heuchelei, Machtstreben und Religion als Mittel zum Zweck. Gerade in dem letzten Drittel findet die Mini-Serie einige wundervolle Szenen welche auch Toleranz zwischen den Religionen predigt und einen Weg aufzeigt, so dass auch die Muslime hier nicht als Böse dastehen. Wenn man seinen Nächsten erst einmal kennt, wäre auch eine Verständigung möglich. Naiv? Mag sein. Aber gerade in den heutigen Zeiten ein Faktor der immer wichtiger wird. Und am Ende wird auch eine elliptische Erzählstruktur deutlich die in das Religiöse geht und alle falschen Propheten bloß stellt.

Der Band hallt durchaus etwas länger nach und lädt zum Nachdenken ein. Die flirrenden Zeichnungen verleihen dem Ganzen etwas Unwirkliches und gerade die durchaus etwas gewöhnungsbedürftigen Gesichtszeichnungen der Jesi machen gleichzeitig deren Weltabgeschiedenheit deutlich. Somit ergänzen die Zeichnungen perfekt die Geschichte. Scheuen sich aber auch nicht vor Gewalt und Brutalität und gerade die Farben wissen Effekte sehr gut zu setzen wenn trotz der vermeintlichen Erleuchtung alles im Dunkeln gehalten wird. Trotz aller zur Schau gestellten Religiosität ist es bezeichnend, dass in manchen Panels den Armen trotzdem nichts gegeben wird. Dabei gibt es hier nicht nur Theorien und Gedankenspiele, sondern durchaus Action und brutale Szenen. Wobei hier die Dynamik etwas zu gewollt durch Panelaufbrüche hergestellt werden soll, aber nicht flüssig wirkt.

Dennoch ein sehr faszinierender und nachhallender Band der nicht jedem schmecken dürfte.



Fazit:

Ein nachhallender Band der nicht jedem schmecken dürfte anhand der machtpolitischen Ausnutzung vom Glauben. Nach einer Gratwanderung zum reaktionären zu Beginn bekommt die Geschichte ihren Wendepunkt und wird spannend und dramatisch.



Seven Sons - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Seven Sons

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 29,80

ISBN 10:
3987212500

ISBN 13:
‎ 978-3987212505

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Grundidee
  • Reflektionen über Glauben und Macht
  • Aufforderung zur Toleranz
  • dramatisch und spannend
Negativ aufgefallen
  • manche Ideen nicht genug ausgearbeitet
  • teilweise wenig dynamisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(7 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 19.05.2024
Kategorie: Alben
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