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Comic-Besprechung - Unter rotem Staub

Geschichten:

Unter rotem Staub
Autor / Zeichner: Jan Bauer



Story:

Zehn Jahre lang zieht es Jan Bauer immer wieder nach Australien. Während eines längeren Aufenthalts in einer Künstlerkolonie lernte er auch einige Aborigines kennen und freundete sich mit ihnen an. Langsam versucht er deren Kultur zu verstehen. Als einer seiner Freunde im Polizeigewahrsam stirbt, versucht er die Hintergründe zu erhellen.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Die Graphic Novel Unter rotem Staub ist nicht direkt eine Fortsetzung zu dem Band Der salzige Fluss. Dennoch gehören beide eng zusammen. Das zeigen schon die Covers der beiden Graphic Novels denn sie sind im Grunde eine jeweilige Spiegelung und ergänzen sich. Inhaltlich besitzt das ein schönes Äquivalent, denn beide bieten eine unterschiedliche Sichtweise auf denselben Gegenstand. Der salzige Fluss war eine Reisereportage von Jan Bauer der zu Fuß Australien erkundete. Auch Unter rotem Staub handelt von Australien und von mehreren Aufenthalten Jan Bauers.

Ist der erste Band also ein subjektives Erleben des Landes, ist der zweite Band die persönliche Begegnung mit Aborigines und deren Kultur. Man sollte es aber nicht als ein Sachbuch auffassen, in dem es rein um die Wissensvermittlung geht. Vielmehr ist die Perspektive streng subjektiv. Bauer erzählt wie er es erlebte und nicht wie die Geschichtsbücher oder Ethnologen es erleben oder interpretieren. Alltäglicher Rassismus, dem Aborigines immer noch ausgesetzt sind, kommt hier nur am Rande vor. Es werden zwar Erlebnisse geschildert, aber solche die ihm persönlich zugetragen wurden, bzw. einen großen Skandal zu der damaligen Zeit ausmachte. Bauer ist bewusst, dass er nichts wirklich dazu sagen kann, weil er Rassismus nicht am eigenen Leib erlebte. Das führt zu einem tragikomischen Moment, wenn er versucht es nachzuvollziehen was ein Freund erlebt hat. In dem Scheitern wird deutlich das es sehr schwer möglich ist etwas nachzuvollziehen wenn man es nicht erlebt hat. Das reiht sich ein in die streng subjektive Perspektive. Manchmal sind Hintergrundinfos unumgänglich, aber die sind nötig, um einen Einblick in die Kultur der indigenen Bevölkerung zu gewinnen.

Man erfährt so einiges, ist sich aber der Subjektivität durchaus bewusst, was eine große Stärke des Bandes ist. So kommen einem die Menschen und deren Lebenswelt auch näher als durch ein strenges Sachbuch. Durch die Zeichnungen, wenngleich reduziert gehalten, fühlt man sich zudem in die Gegend versetzt die eben auch zentral für das Verständnis der Kultur ist. Trotz aller geschaffenen Nähe und Freundschaften bleibt letztlich doch eine gewisse Fremdartigkeit bestehen. Man erkennt sich selber mehr im Vergleich und Bauer schildert auch kurz wie schwer die Rückkehr nach Deutschland war, weil das Lebensgefühl so konträr ist. Aber die Begegnung schaffte Respekt vor der anderen Kultur was schon sehr viel bedeutet.

Die Annäherung, manchmal das kuriose, manchmal das höchst dramatische, macht die Lektüre abwechslungsreich. Bauer versteht es auch unterschiedliche zeichnerische Stile zu nutzen. Wenn er einen Mythos aus der Traumzeit schildert, so sind die Zeichnungen mit Kohle gemalt und wirken viel plastischer als die Zeichnungen bei den selbst erlebten Episoden, haben aber durch das leicht verwischte einen mythischen Nimbus. Wenn Erzählungen aus zweiter Hand berichtet werden, wechselt der Stil wieder. Sei es in dem Stil alter Comics oder arg reduziert, weil die Erinnerungen zwar vorhanden, aber nicht mehr scharf umrissen sind.

Ein interessanter Band bei dem man selber das Gefühl hat, dabei zu sein und gewinnt einen Einblick in eine andere Kultur die zwar durch das eigene Nicht-Erleben fremd bleibt, aber ein Verständnis erweckt.



Fazit:

Ein packender Sachcomic aus einer streng subjektiven Perspektive der aber gerade dadurch einem die Kultur und die Gesellschaft näher bringt. Es erwächst ein Verständnis gegenüber einer fremden und faszinierenden Kultur.



Unter rotem Staub - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Unter rotem Staub

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 26,00

ISBN 10:
3964450855

ISBN 13:
978-3964450852

256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • subjektive Perspektive
  • Verständnis für eine andere Kultur
  • wechselnde Zeichenstile
  • Dramatik
Negativ aufgefallen
  • Culture Clash hätte ausgiebiger sein können
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 02.06.2023
Kategorie: Independent
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